Heute soll es mir um das aktuelle Ereignis gehen, das zurzeit im wundervollen Land Brasilien stattfindet. Ich rede nicht von der Brandrodung, nein, von der Fußball-Weltmeisterschaft 2014.
Brandrodung ist aber auch ganz interessant.
Die WM 2014 in Brasilien also. Tolles Ereignis, nicht wahr? Menschen aller Nationen; beziehungsweise 32, was aber sowieso das Gleiche ist, denn 32 ist ja fast 206. Aber heeeeeeey, die WM ist ja total international und so. Jedenfalls treffen sich Menschen all dieser Staaten, die ja fast die ganze Welt umfassen, in Brasilien und machen da ihre Party. Was mich daran stört?
Lass mich mal anfangen:
Die Leute sollen ja feiern, was sie wollen, ich war 2006 und 2010 ja auch richtig dabei, es hat mich wirklich interessiert, wie Deutschland im Vergleich zur Welt (32 Staaten! Wie in den guten alten Zeiten des Absolutismus und Imperialismus) fußballerisch steht. Leute hier interessieren sich nunmal für Fußball, das kann man nicht ändern, und diese Leute feiern dann ihr Team. Ist ja logisch.
Nun aber steht ganz Deutschland während der WM auf, hängt seine Flaggen heraus und zeigt mal ein wenig Nationalstolz, nein, halt. Nicht Nationalstolz. Das ist die Art Stolz, die die vierzehnjährigen 1945 empfanden, als sie gegen die Kommunisten kämpfen mussten. "Naja, es ist jetzt WM, und jetzt muss ich ja Deutschland unterstützen, selbst wenn ich dieses Land hasse... (Warum bist du dann überhaupt noch hier, verdammt nochmal? Aber das ist jetzt eine andere Sache.)" Das ganze Land erhebt sich einen Status des Nationalismus und Patriotismus, den man in den USA täglich und überall erlebt. Der Unterschied: Dort ist es echt, dort liebt man sein Land für irgendwelche mir unbekannten Gründe, denn sind wir mal ehrlich: Soooo super sind die USA jetzt nicht. Hier in Deutschland, wo man einen Grund dafür hätte, stolz zu sein; ist man es natürlich nicht, weil man Angst hat, als Nazi abgestempelt zu werden. Man hat Angst davor, mit seiner Vergangenheit, für die man absolut keine Verantwortung trägt, identifiziert zu werden. Das ist ja vollkommen sinnlos, aber es kann ja nicht so eine dumme Idee sein, denn die Linken vertreten diese Meinung ja auch:
Wer Flagge zeigt, ist ein rechter Nazi, der höchstwahrscheinlich auch noch an der Ausrottung der Juden, der Muslime, der Asiaten, der Russen, der Franzosen (ja, aber die braucht man wirklich nicht), der Lateinamerikaner, der Afrikaner, der Kommunisten, der denk-dir-was-aus stark interessiert ist. Wer die deutsche Fahne heraushängt, ist ein Nazi, denn diese Flagge ist ja so rechts, ich meine Schwarz, Rot und Gold sind ja der Inbegriff des Nazismus und des Rassismus.
Aber zurück zum Thema: Plötzlich begintt die Weltmeisterschaft und jeder Deutsche kauft sich zweihundertfünfzig Flaggen, die überall befestigt werden: Am Auto, am Haus, an seinem Gesicht. Jeder, aber auch wirklich jeder Laden verkauft haufenweise Flaggen für einen Euro und zwar einen Monat lang. Dieser Monat der Weltmeisterschaft ist die einzige Zeit, in der man Deutsche Flaggen kaufen kann.
Nein, moment. Es gibt ja noch die Europameisterschaft, wo das genauso abläuft.
Hm, was ist mit dem dritten Oktober?
Hä, was ist der dritte Oktober?
Genau so weit ist unser unterbelichtetes Volk schon gekommen. An unserem verdammten Nationalfeiertag kann man sich umgucken, wie man will, man wird keine einzige Flagge finden, wenn die Läden offen wären. Am zweiten Oktober, am Tag davor , bzw. am vierten, am Tag danach, wird man auch vergebens suchen. Es ist als würde uns die Marktwirtschaft verbieten, die Wiedervereinigung zu feiern, denn wir sind moderne Menschen und feiern die Neugeburt eines Landes nicht, denn wir sind ja keine glatzköpfigen Anhänger der NSDAP. Apropos glatzköpfige Anhänger: Hat jemals irgendwer Neonazis mit einer deutschen Flagge herumlaufen sehen? Ich nicht.
Wenn man sich nun überlegt: "Gut, das deutsche Volk steht halt darauf, wenn Deutschland sich im internationalen Sport beweist.", dann ergibt das noch weniger Sinn als die Utopie des funktionierenden Kommunismus; denn hat schonmal irgendwer deutsche Flaggen während der Olympiade gesehen? Während der Eishockey-Weltmeisterschaft, während der Handball-Weltmeisterschaft, während der Frauenfußball-WM? Ich nicht, und genau das ist unser Problem: Die deutsche Bevölkerung hebt den Fußball viel zu sehr in den Himmel, man vergisst, dass es andere Sportarten gibt, die noch viel mehr Spaß machen, noch viel interessanter zum Ansehen sind.
Nein, das ist falsch.
Man vergisst sie nicht, man ignoriert sie einfach; man ignoriert sie so sehr, dass kein Mensch weiß, dass so etwas überhaupt stattfindet. Weiß irgendwer, wann die letzte Eishockey-WM war? 2014. Ja Wirklich, im April und Mai fand das statt. Wir wurden siebter in unserer Gruppe und qualifizierten uns nicht für die Endrunden. Aber ist das ein Grund dafür, das vollkommen zu verdrängen? Ist das ein Grund dafür, sich darauf zu konzentrieren, wo man gewinnt, was aber nur halb so interessant ist?
Man soll sich das überlegen, wenn man sich überhaupt nicht dafür interessiert, dann okay; man soll aber nicht so tun, als wäre die WM DAS Ereignis in Deutschland, denn es gibt noch viel mehr internationale Sportwettbewerbe.
Also, man überlegt sich "In Ordnung, wir stehen also darauf, wenn wir uns im Fußball gewinnen sehen", dann mag das so sein, aber muss denn dieser Pseudonationalismus geschehen? Die Flaggen heraushängen, wenn man doch sonst nie etwas mit Deutschland zu tun hat, sich sonst nie damit befasst, wo man eigentlich lebt; wenn man noch sagt, man hasse dieses Land und man möchte auswandern; selbst dann kommt die Flagge für einen Monat, damit man bloß nicht als Landesverräter gilt. Denn man "muss" ja für Deutschland sein, denn Deutschland ist so wunderbar, und wer nicht für Deutschland ist, der kann ja gleich auswandern.
Oh ja.
Sport ist was tolles.
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